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WERKBESCHREINBUNG / ABOUT THE WORK

Der Wiener mixed media Künstler und Filmemacher Gerald Zahn beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Phänomenen der Alltagskultur und zwischenmenschlichen Ritualen. Dabei hinterfragt er mit einem Augenzwinkern gesellschaftliche Konventionen, Moralvorstellungen und eingefahrene Verhaltensmuster.

In der Video-Installation "Was wäre wenn es keiner gesehen hätte"(2004) für den öffentlichen Raum spielt Zahn mit einer Form des Voyeurismus, bei der sich jeder schon einmal ertappt haben wird. In den Abendstunden ermöglichen Fenster Einblicke in beleuchtete Privaträume und dem was sich sonst im Verborgenen dort abspielt. "Was wäre wenn es keiner gesehen hätte" spielt mit dieser ethischen Grauzone und den Phantasien der Passanten, die nun zu Voyeuren werden. Betont und konterkariert wird das Phänomen durch die absurden, zum Teil gesetzeswidrigen Handlungen der gezeigten Szenen, die auf die Silhouetten der Darsteller und Requisiten reduziert sind. Die Projektionen auf die verkleideten Fenster von Wohnungen ähneln dabei einem animierten Scherenschnitt. Im selbstverständlichen Umgang mit Alltagsphänomenen und -objekten verbergen sich oftmals psychologische Abgründe und menschliche Perversitäten.


Was wäre wenn es keiner gesehen hätte, Video-Installation für den öffentlichen Raum, in Zusammenarbeit mit Anita Land,
© 2004

In seinen neuesten Arbeiten widmet sich der Künstler dem Schönheits
ideal der haarfreien Schambereiche. Was in den 70ern noch allgegenwärtig war, ist heute ein Tabu. Die Mode, Medien und Werbung geben es vor: Die Haare müssen weg -bei Männern wie bei Frauen - am Besten am ganzen Körper und unwiederbringlich. Die oft schmerzhafte Prozedur wird aus dem Bewusstsein verdrängt und auch die Individualität bleibt dabei nicht selten auf der Strecke.

Die Videoarbeit Hairy Monsters zeigt Schamhaare aus verschiedenen ungewöhnlichen Perspektiven und kreiert dabei auch durch deren Spiegelung abstrakte Bildfolgen, die verstörend, humorvoll, abstoßend und vertraut zugleich erscheinen. Es gibt keine Kamerabewegung, nur die Schamhaare bewegen sich wie Insekten-Fühler. In einer weiteren Arbeit mit dem Titel Frequently Asked Questions hat Gerald Zahn Ansteck-Buttons, die mit einzelnen echten Schamhaaren versehen wurden, hergestellt und mit einer Art Steckbrief (Vorname, Alter, Beruf und Herkunftsland ) der ursprünglichen „HaarbesitzerIn" versehen. Diese Steckbriefe verweisen auf die für Dating-Plattformen typische Art, Persönlichkeitsmerkmale der Partnersuchenden auf das vermeintlich Wesentlichen zu reduzieren. Der Button, als kollektives Zeichen für eine Gruppenzuordnung, sei es eine politische Überzeugung, eine bestimmte Musikrichtung oder Lebensphilosophie wird nun zum individuellen, intimen und persönlichen Markenzeichen und zu einem Unikat.


Arbeiten (Auswahl):
frequently asked questions – an installation by Gerald Zahn © 2007

81 buttons with incorporated pubic hair
81 tableau’s with basic personal data of its former owners
Size: tableau 10 x 10 cm | the hole installation 100 cm x 100 cm (variable)

Auch wenn die Körperbehaarung im Beautydiskurs immer häufiger verpönt und infolge vom Körper entfernt wird, sind Haare ein instruktiver Informationsträger. Sie geben unter anderem Auskunft über Alter, Geschlecht und die körperliche Verfassung ihres Besitzers.

In frequently asked questions werden die üblichen ersten Fragen nach Name, Alter, Beruf und Wohnort, einer Haarspende dieser Person, gegenübergestellt.
Nicht nur optisch gleicht kein Haar dem Anderen. Auch der nicht sichtbare genetische Code jeder einzelnen
Haarsträne verrät einiges über den ehemaligen Besitzer.
Ohne jedoch wissenschaftliche Analysemethoden anzuwenden, werden die unterschiedlichen Schamhaare zu mystischen Schriftzeichen und erinnern an postfotografische Fetischkulte.


frequently asked questions – an installation, Ansteck-Buttons, Pappe, 100x100 cm, © 2007

Hairy Monsters – a video installation by Gerald Zahn © 2007

Hairy Monsters - Die augenzwinkernde Hommage an die Pornos der 60er/70er Jahre entführt in Welten in denen Enthaarung kein Thema ist. Sanft im Wind wogende Schamhaar-Landschaften verwandeln sich durch die Optik eines Kaleidoskops zu bizarren, gefräßigen Lebewesen.

Filmtitel: Hairy Monsters
Produktion, Regie, Kamera, Schnitt, Ton: Gerald Zahn
Produktionsland und Produktionsjahr: Österreich 2007
Format: DVD PAL 4:3
Laufzeit: 3 min. 16 sec.
Auflage: limitierte Edition von 7 Stk.

Ton: Stereo
Farbe: SW



Hairy Monsters – a video installation, © 2007

Party People (part 1) – a video installation by Gerald Zahn + Anita Land © 2005

DVD PAL
Duration: 27min

Pool size is variable


Unterschiedliche Party- und Eventszenen verschmelzen zu einem einzigen exzessiven Fest.
Bei den Aufnahmen zu dieser Videoinstallation wu
rde der Focus jedoch nicht auf die Bühnen-Performance gerichtet sondern auf die Reaktionen im Publikum.
Ob Großereignis oder intime Atmosphäre einer Privatparty - die rasante Filmmontage unzähliger Partyszenen wird zu einer surrealistischen Raum- und Zeitreise in Ekstase und Bewegung.

Als sinnlich aufgeladene Projektionsfläche für diese Videoinstallation wird ein mit Milch befülltes, aufblasbares Pool verwendet. Das runde Becken ermöglicht auf das Oben und Unten des klassischen Filmformats zu verzichten. Durch die wechselnden Bildinhalte wird das rote Becken auf gespenstische Art und Weise illuminiert. Die Videoinstallation selbst bleibt ohne Ton.


Party People, video installation by Gerald Zahn + Anita Land, © 2005

STOFFWECHSEL - a video by Gerald Zahn + Anita Land © 2004

DVD Pal 4:3
Duration: 3 minutes 33 seconds


Music \\ barbarella plüsch (Gernot Scheit
hauer | Georg Schmelzer-Zieringer | Alexander Wallner)
Dancers \\ Verena Brückner | Doris Jauschowetz | Raluca Jacono- Muntean

Im Film "Stoffwechsel" taus
chen drei Tänzerinnen fließend und spielerisch ihre gesamte Kleidung aus. Hinter dem offensichtlichen Akt des Aus- und Anziehens zielt der Fokus auf das lustvolle Teilen und Tauschen von Identität.
Wie bei den chemischen Vorgängen im menschlichen Körper setzt sich das Puzzle Mensch immer wieder neu zusammen.


Kollektiver Kleidertausch war in den 90er Jahren wieder in Mode geko
mmen. Wegen der schnell wechselnden Modetrends veranstaltete man Stoffwechselpartys, bei denen man die ausrangierten Trophäen eines vorangegangenen Kaufrausches tauschte. So manches Stück Stoff erfuhr so eine Wiederbelebung.

Laut Gerüchten und bildliche
n Überlieferungen sollen Partys dieser Art schon zur Zeit von Sonnenkönig Ludwig XIV stattgefunden haben, dienten damals jedoch ausschließlich dem erotisch - gesellschaftlichen Zeitvertreib.




STOFFWECHSEL , video by Gerald Zahn + Anita Land © 2004

Leibstuhl – mixed media by Gerald Zahn © 1999-2007

#03 (series since 1999)
paper collage on wooden class-room chair
Size: 66 cm x 36,5 cm x 35,5 cm (variable)

Der Stuhl ist ein Gebrauchsgenstand der in Variationen in fast allen Kulturen Verwendung findet. Gleichzeitig ist er auch Symbol des Menschen, der sesshaft wurde, im Gegensatz zu der ursprünglich nomadisierenden Bevölkerung. Praktisch nicht mehr wegzudenken, ist er für uns alltäglich und harmlos.

Durch eine Oberflächenbearbeitung wird der Stuhl dahingehend verändert, dass sein ursprünglicher Nutzungszweck eine Irritation erfährt. Collagierte Abbildungen von Körperfragmenten und Hautoberflächen, die aus ihrem ursprünglichen Kontext (Modemagazinen, Supermarktwerbe-prospekten, Pornomagazinen) herausgerissen wurden, bilden die neue Haut des Stuhls. Die fleischliche Hülle und die üppige Darstellung von Lust, Gier und Schmerz befremden.

Die Herstellung und Fleischwerdung des Leibstuhls erfolgt als performativer Akt. Unter Beisein des Publikums, inmitten von Werbeprospekten, Pornomagazinen und bereits gesammelten, nach Kategorien abgelegten Körperfragmenten, wird der Stuhl mit einer neuen Hochglanzhaut überzogen.



Leibstuhl – mixed media by Gerald Zahn
© 1999-2007

RUF AN ! – audio installation by Gerald Zahn + Anita Land © 2005

audio installation on Mini CD / Vinyl Single

…98986673434325625690782345678960080106932134687653213456789066987655…

Aus den Erotik-Werbepausen im Fernsehen wurden die einzelnen Zahlen der sinnlich gehauchten Telefonnummern extrahiert und zu einer endlos langen Nummer neu zusammengefügt.



RUF AN ! – audio installation by Gerald Zahn + Anita Land © 2005